Das Überleben von 100.000 Palästinensern in Ägypten ohne Flüchtlingsstatus
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gelang es mehr als 100.000 Palästinensern, aus dem Gazastreifen nach Ägypten zu gelangen, obwohl die ägyptische Regierung sich weigerte, sie offiziell als Flüchtlinge aufzunehmen. Viele Palästinenser, wie z. B. Khaled Shabir, hatten enorme Schwierigkeiten, ihre Überfahrt zu sichern. Shabir musste über eine Crowdfunding-Kampagne 5.000 Dollar auftreiben, um den schrecklichen Bedingungen in Gaza zu entkommen und in Kairo medizinische Hilfe zu erhalten.
Schwierigkeiten bei der Einreise
Die meisten Palästinenser bezahlen ihre Ausreise über Hala Consulting and Tourism, was zwischen 2.500 und 5.000 Dollar pro Person kostet und damit weit über dem liegt, was sich die meisten Palästinenser leisten können. In Ägypten angekommen, stehen diese Menschen vor einem weiteren Hindernis, da sie nicht als Flüchtlinge anerkannt sind. Daher haben sie keinen Anspruch auf die meisten internationalen Hilfen.
Wie man die Wirtschaftskrise in Ägypten überlebt
Die Palästinenser in Ägypten stehen aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise im Land vor großen Schwierigkeiten. Durch die Hyperinflation sind Grundbedürfnisse wie Miete und Lebensmittel besonders unerschwinglich geworden. Ohne offizielle Aufenthaltspapiere haben sie keinen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder Beschäftigung. Aufgrund dieser schwierigen Situation sind viele auf lokale Wohltätigkeitsorganisationen und den guten Willen anderer angewiesen.
Begrenzte Hilfe und Unterstützung
Die Hilfe für die neu angekommenen Palästinenser war äußerst unzureichend. Nur wenige internationale Organisationen wie die World Islamic Educational, Scientific and Cultural Organization, Save the Children und UNICEF konnten ein Minimum an Hilfe leisten. Viele, wie Nagam, der Handel studiert, mussten persönliche Gegenstände verkaufen, um zu überleben.
Das Problem der Anerkennung des Flüchtlingsstatus
Die ägyptische Regierung behandelt die Palästinenser nicht als Flüchtlinge, sondern als "Gäste" oder "Brüder und Schwestern" und wehrt sich aktiv gegen die Eröffnung eines UNRWA-Büros in Kairo. Internationale Experten und Juristen argumentieren jedoch, dass Ägypten nach internationalem Recht verpflichtet ist, diese Menschen aufzunehmen und zu unterstützen.
Medizinische Evakuierung
Obwohl Ägypten bei der Behandlung von rund 5 500 verletzten Palästinensern geholfen hat, bleibt der Prozess schmerzhaft. Die Patienten und ihre Familien, die das Krankenhaus oft nicht verlassen können, fühlen sich in die Enge getrieben, wenn sie der Rückkehr nach Gaza nicht zustimmen. Ägyptische Freiwillige und die Bemühungen von Anwohnern haben geholfen, standen aber vor erheblichen bürokratischen Hindernissen.
Öffentliche und wohltätige Initiativen
In Ermangelung offizieller Hilfe leisten lokale Gruppen wie In the Name of the People und kleine Initiativen von Einzelpersonen wie Abdullah Abu al-Aoun wichtige Unterstützung. Dazu gehören Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Bargeldunterstützung für Mietwohnungen und Beschäftigung. Je mehr die Bedürfnisse der vertriebenen Palästinenser jedoch zunehmen, desto deutlicher werden die Grenzen dieser kleinen Bemühungen.
Die Ungewissheit der Zukunft
Aufgrund des andauernden Krieges im Gazastreifen und der geringen Hoffnung auf Rückführung oder internationale Hilfe rechnen viele Palästinenser mit einem langen Aufenthalt in Ägypten und ständigen Schwierigkeiten. Die Nachhaltigkeit der Unterstützung vor Ort und der vorübergehenden Hilfe bleibt fraglich, da der Bedarf immer dringender wird.
Schlussfolgerung
Die Krise mit den vertriebenen Palästinensern in Ägypten macht deutlich, wie dringend notwendig ein internationales Eingreifen und eine angemessene Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus sind. Nur durch koordinierte globale Anstrengungen kann das Problem dieser Menschen angemessen angegangen werden, indem man ihnen die Lebensgrundlage und Unterstützung bietet, die sie zum Überleben und zum Wiederaufbau ihres Lebens benötigen.
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